Standpunkt
Teams in Teilzeit?
Die Anforderungen an Kindertageseinrichtungen und damit auch an das Personal sind in den zurückliegenden Jahren gestiegen. Neben einer hochwertigen und kindgemäßen Bildungs- und Erziehungsarbeit stehen die pädagogischen Fachkräfte vor der Aufgabe, verstärkt sozialraumorientiert zu arbeiten, ihre Konzepte inklusiv weiterzuentwickeln, Kinder zu beobachten und ihre Entwicklung zu dokumentieren, um nur einige Beispiele zu nennen. Diese erhöhten Anforderungen haben dazu geführt, dass die Arbeit insgesamt komplexer geworden und ein enormer Abstimmungsbedarf entstanden ist. Die Basis für eine erfolgreiche Kita-Arbeit ist demnach ausreichend Zeit im Team sowie ein hohes Maß an Identifikation der einzelnen Fachkräfte mit dem Profil der jeweiligen Einrichtung.
Heute hapert es aber vielfach schon daran, Teamsitzungen durchzuführen, an denen alle kontinuierlich teilnehmen können. Der Anteil teilzeitbeschäftigter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kitas lag 2013 laut Statistischem Bundesamt bei 60 Prozent. Davon arbeiten über 44 Prozent unter 32 Stunden in der Woche. Ein Befund, der es schwierig macht, eine kontinuierliche und zielführende Arbeit im Team sicherzustellen. Teilzeitbeschäftigung in Kitas steht eindeutig im Spannungsfeld zwischen den individuellen Wünschen der Fachkräfte einerseits und den Anforderungen der Kindertageseinrichtung andererseits. Viele Mitarbeiterinnen streben eine Teilzeitbeschäftigung aus familiären Gründen an. Daran sollten wir aus Gründen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch nicht rütteln. Jedoch weisen die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung "Arbeitsplatz und Qualität in Kitas" (AQUA) des Staatsinstituts für Frühpädagogik in München nach, dass 33 Prozent der Teilzeitbeschäftigten ihre Arbeitszeit gerne erhöhen würden. Und das ist auch zwingend erforderlich. Nicht nur, weil dadurch mehr Zeitressourcen fürs Team geschaffen würden. Diesen Wünschen zu entsprechen führt auch dazu, dass der Identifikationsgrad mit der Kita steigt. Viele Erzieherinnen, die unter 21 Stunden pro Woche arbeiten, sind auf eine zweite Erwerbstätigkeit angewiesen, um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können. Da fällt es nachvollziehbar schwer, sich mit einem Arbeitgeber zu identifizieren.
"Jobsicherheit ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, sich mit allen Kräften ins Team einzubringen und die Ziele und Aufgaben der Kita mitzutragen."
Fast 20 Prozent des pädagogischen Personals arbeiten in befristeten Arbeitsverhältnissen, die Quote bei den unter Dreißigjährigen liegt laut AQUA bei 35,2 Prozent. Für 84,5 Prozent ist die Sicherheit des Arbeitsplatzes "absolut wichtig" beziehungsweise "sehr wichtig". Und Jobsicherheit ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, sich mit allen Kräften ins Team einzubringen und die Ziele und Aufgaben der Kita mitzutragen. Zwar liegen bislang zu den Gründen befristeter Arbeitsverträge keine sicheren Befunde vor, aber eine Vermutung sei erlaubt: Das Auslastungsrisiko von Kindertageseinrichtungen wird heute vielerorts auf die Träger verlagert. Staatliche Zuschüsse, die sich an Belegungszahlen und Betreuungszeiten orientieren, sind wenig hilfreich, wenn es darum geht, Trägern Planungssicherheit zu bieten und den Identifikationsgrad der Fachkräfte zu erhöhen.
Frank Jansen
Geschäftsführer des Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) - Bundesverband e. V.