Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
seit Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahrs im August 2013 hat sich das Angebot an Plätzen für die Jüngsten stark erhöht. Die Betreuungsquote der unter Dreijährigen lag 2014 laut Angaben des Statistischen Bundesamts in Westdeutschland bei 27,4 Prozent, in Ostdeutschland bei 52 Prozent. Also, Ausbau gelungen, alles gut? Von wegen!
Denn während die Quantität in den vergangenen Jahren verständlicherweise im Fokus stand, wurde die Frage der pädagogischen Qualität leider in den Hintergrund gedrängt. Gleichzeitig reißt die zum Teil ideologisch gefärbte Debatte pro und kontra institutionelle Betreuung von Kindern in den ersten drei Lebensjahren nicht ab. Dabei wird leicht vergessen, welche Anstrengungen Träger und pädagogische Fachkräfte unternommen haben, um den quantitativen Ausbau zu "stemmen". Und mit welchem hohen persönlichen und fachlichen Engagement die Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege wirken, um den Bedürfnissen der Kinder, Eltern und Familien gerecht zu werden.
Doch dieses Engagement kann nur Früchte tragen, wenn die für eine gelingende Bildung, Erziehung und Betreuung von Kleinstkindern notwendigen Rahmenbedingungen gegeben sind. Denn auch wenn die Qualitätsfrage nicht ausschließlich eine Frage der Rahmenbedingungen ist, kann eine qualitativ hochwertige Betreuung gerade der jüngsten, noch besonders verletzlichen Kinder nur dann gewährleistet werden, wenn entsprechende personelle und zeitliche Ressourcen zur Verfügung stehen.
Ihre
Irene Weber, Chefredakteurin
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