Die Sag-mir-was-Box der Kita St. Oswald

So bringen Kinder ihre Ideen und Wünsche ein.
Die Kinder und Fachkräfte der katholischen Kita St. Oswald in Stadtbergen bei Augsburg haben seit einigen Jahren ein besonderes Beteiligungsverfahren entwickelt: Die so genannte Sag-mir-was-Box bietet Kindern die Möglichkeit, mit Hilfe von kleinen Nachrichten ihre Ängste und Wünsche, aber auch ihre Pläne und Anregungen zum Kita-Alltag an die Erwachsenen zu übermitteln.
Anfangs mittels einer selbst gestalteten Dose, inzwischen in Form von richtigen Briefkästen, gibt es in jedem Gruppenraum diese Anlaufstellen. Die Nachrichten werden einmal wöchentlich in der Hortkonferenz aus den Boxen genommen und gemeinsam besprochen. Nach dem Vorlesen wird eine Aufteilung nach Vorschlägen zum Programm und Problemen in Gruppe oder Hort vorgenommen.
Auf die geäußerten Probleme reagiert das Team ganz unterschiedlich. Oft wird beispielsweise mit Projekten zum angesprochenen Thema Abhilfe geschaffen.
Ein großer Vorteil der Sag-mir-was-Box besteht darin, dass die Kinder ihre Anliegen zu jedem Zeitpunkt loswerden können. Insgesamt steht den Kindern durch dieses niedrigschwellige Verfahren auf einfache Weise mehr Mitbestimmung zur Verfügung.

Kita St. Matthias: Bildsprache als Mittel der Beteiligung
Die katholische Kita St. Matthias in Trier hat ihren pädagogischen Ansatz in einem Leitspruch zusammengefasst: "Demokratiebildung und Partizipation nach dem Konzept: Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita und Bewegung!" Die Kinder können teilhaben, mitbestimmen und selbst bestimmen. Dazu gehört, dass sie ihre Rechte kennen, und sich aktiv für sie einsetzen. Das ist bereits in der Konzeption festgeschrieben.
Was beinhaltet dieses Selbstverständnis?
Die wöchentlich stattfindende Kinderkonferenz ist ein Element, das dieses Selbstverständnis zum Ausdruck bringt. In diesem Rahmen ist die von der Kita selbst entwickelte Bildsprache mit inzwischen über 400 Zeichen entstanden. Mit Hilfe dieser Zeichen werden die Inhalte der Konferenzen allen Kindern zugänglich gemacht. Neu eingeführte und gemeinsam beschlossene Regeln können so beispielsweise durch Bilder erläutert werden. Auch zu vielen weiteren Informationen rund um den Kita-Alltag haben die Kinder dadurch einen niedrigschwelligen Zugang. Mit Hilfe der Bildsprache werden zum Beispiel Essenssituationen und Speisepläne partizipativ gestaltet.
Ein weiteres Element ist das seit vielen Jahren etablierte Beschwerdemanagement-System für Kinder und Erwachsene. Dabei kommen auch die Bildzeichen zum Formulieren der Anliegen zum Einsatz. So wurden Beschwerden auch schon nach außerhalb der Kita getragen und etwa an die Kommune gerichtet. Zur Unterstützung gibt es so genannte Beschwerdehelfer*innen, die aus dem Kreis der Kinder gewählt werden.
Ein weiterer Bereich, der in der Kita besondere Beachtung findet, sind Grenzüberschreitungen. Um sie zu erkennen und zu verhindern wurden spezielle Stoppregeln eingeführt.

Wie kam es zu dem heutigen Stand?
Den Anfang machte eine Weiterbildung zur Multiplikatorin, die eine Mitarbeiterin vor etwa 15 Jahren gemacht hat. Im Jahr 2018 hat sich das pädagogische Team dann als verfassunggebende Versammlung das Ziel gesetzt, die Kinderrechte in der Kita zu verankern. Die so entstandene Kitaverfassung wurde von allen Erzieher*innen unterzeichnet und soll dabei helfen, jedem Kind und jedem Menschen in der Einrichtung Rechte zuzugestehen. Gleichzeitig sollen dadurch garantiert werden, dass die Partizipation in der Kita erhalten bleibt und weiterentwickelt wird. Außerdem bietet sie einen Rahmen, um die demokratische Gestaltung in der Einrichtung fachlich zu begleiten. Die Verfassung schreibt beispielsweise fest, dass Kinder das Recht haben, über Elterngespräche informiert zu werden, und ggf. daran teilzunehmen.
Start KiTa-Podcast
"Demokratie & Vielfalt - alle inklusive? Der KiTa-Podcast" heißt die neue Podcast-Reihe des gemeinsamen Begleitprojekts "Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung". Der Podcast wird vierteljährlich erscheinen. In der ersten Folge blicken wir auf die besonderen Herausforderungen der Corona-Zeit. Die Moderatorin Katrin Rönicke unterhält sich mit Professorin Dr. Raingard Knauer, die seit 20 Jahren zu der Frage forscht, wie man schon kleine Kinder demokratisch beteiligen kann. Professorin Knauer hebt hervor, dass Probleme nicht für, sondern mit den Kindern gelöst werden sollten. Sie beleuchtet, dass wir Erwachsene oft Macht ausüben, ohne uns dessen bewusst zu sein. Und sie gibt Tipps, wie Kinder auch in Zeiten von Notbetreuung und Hygieneregeln mitbestimmen können. Hören Sie rein unter www.duvk.de/podcast/.