Mein Gott, Dein Gott, kein Gott?
Am 25. Februar 2015 veranstalteten der Caritasverband für die Diözese Münster und der KTK-Bundesverband eine gemeinsame Fachtagung zur interreligiösen Arbeit in katholischen Kindertageseinrichtungen. Irmgard Frieling, Leiterin der Abteilung Soziale Dienste und Familienhilfen beim Diözesan-Caritasverband Münster und stellvertretende Vorsitzende des KTK-Bundesverbandes, hob in ihrer Eröffnung hervor, dass sich die gestiegene kulturelle und religiöse Vielfalt in Deutschland auch in den Kindertageseinrichtungen widerspiegelt. Die aktuellen Zahlen des Bistums Münster belegen diesen Eindruck: Etwa 60 Prozent der Kinder, die eine der 726 katholischen Tageseinrichtungen im Bistum Münster besuchen, sind katholisch, 13 Prozent evangelisch, acht Prozent muslimisch und neun Prozent bekenntnisfrei.
Wie eine interreligiöse Bildung in einer solchen multireligiösen Zusammensetzung gelingen kann, zeigte Professor Dr. Matthias Hugoth von der Katholischen Hochschule Freiburg in seinem Beitrag auf. Der Frage, wie sich das katholische Profil einer Kindertageseinrichtung in einer pluralen Gesellschaft gestalten kann, ging Dr. Klaus Winterkamp, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes Münster, nach. Er erläuterte in diesem Zusammenhang die Erklärung der deutschen Bischöfe Nr. 98 (Das katholische Profil caritativer Dienste und Einrichtungen in der pluralen Gesellschaft) und verwies dabei auf die Möglichkeit, dass katholische Kindertageseinrichtungen unter bestimmten Bedingungen eine muslimische Erzieherin oder einen muslimischen Erzieher anstellen können.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung konnten sich am Nachmittag in Workshops mit den unterschiedlichen Facetten der interreligiösen Bildung und Erziehung auseinandersetzen. Regina Laudage-Kleeberg, Referentin im Referat Christen und Muslime des Bischöflichen Generalvikariats Münster, thematisierte die Vorurteile, die bei interreligiöser Arbeit auftreten und wie sie verlernt werden können. Mit Fatma Özdemir konnte eine muslimische Erzieherin und Konflikttrainerin gewonnen werden, die den interreligiösen Alltag in einer Kindertageseinrichtung aus muslimischer Sicht vermittelte. Dabei stellte sie heraus, dass muslimische Eltern sich bewusst für eine katholische Kindertageseinrichtung entscheiden, weil sie dort eine religiöse Haltung sowie Respekt gegenüber Religionen vorfänden.
Ein Projekt zum interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen stellte die Leiterin einer katholischen Kindertageseinrichtung, Beate Berger aus dem Bistum Osnabrück, vor. Die "Perlen für Gott" regen dazu an, voneinander zu lernen und sich im eigenen Glauben weiterzuentwickeln. In einem vierten Workshop griff Professor Hugoth das Thema der Erziehungspartnerschaft mit andersgläubigen und bekenntnisfreien Eltern auf. Er stellte ein Modell vor, welches die multikulturellen und multireligiösen Aspekte in der Erziehungspartnerschaft berücksichtigt.
Das Tagungsresümee zog Frank Jansen, Geschäftsführer des KTK-Bundesverbandes. Er wies darauf hin, dass die katholischen Kindertageseinrichtungen als Lebensorte des Glaubens auch den pädagogischen Fachkräften Raum geben müssen, um ihren Glauben zu entdecken.
Die Tagung machte deutlich, dass für einen respektvollen Umgang mit anderen Religionen und Kulturen in der Kindertageseinrichtung interkulturelle und interreligiöse Bildung notwendig sind. Dies unterstrich auch die große Nachfrage an der Tagung, die am 28. Oktober 2015 nochmals angeboten wurde.
Die Beiträge zu dieser und der Wiederholungsveranstaltung können Sie hier einsehen.
Am 8. März 2016 fand in Münster eine weitere religionspädagogische Fachtagung unter Mitwirkung des KTK-Bundesverbandes statt.