Standpunkt
Handfeste Kitapolitik mit Perspektive
Ende Mai 2012 legte das Bundesfamilienministerium das im Kabinett verabschiedete "Zehn-Punkte-Programm für ein bedarfsgerechtes Angebot" in der Kindertagesbetreuung vor. Darin steht es schwarz auf weiß geschrieben: Durch ein Qualitätsgesetz soll ein Rahmen-Bildungsplan mit bundesweiter Gültigkeit geschaffen werden, der den Förderauftrag von Kindertageseinrichtungen durch Mindeststandards konkretisiert. Dabei sind gesetzliche Vorgaben geplant, die Chancengerechtigkeit für Kinder gewährleisten und verlässliche Bedingungen für Fachkräfte schaffen sollen - eine handfeste Perspektive für alle, die sich in der Kindertagesbetreuung engagieren; ein politischer Entschluss, der seit langem überfällig ist.
Immer noch ist es so, dass die Qualitätsvoraussetzungen in der Kindertagesbetreuung auf nationaler Ebene nur schwer miteinander vergleichbar sind und dass die Frage der Bildungsgerechtigkeit von regionalen Voraussetzungen abhängt. Wir brauchen eine Allianz der Bildungspolitik für Kindertageseinrichtungen, um länder- und trägerübergreifend eine Verständigung über Qualitätsstandards anzustreben, durch die ein trägerspezifisches und damit weiterführendes Profil von Kindertageseinrichtungen nicht ausgeschlossen ist. Diese Position und die damit einhergehenden Forderungen hat der KTK-Bundesverband bereits 2008 formuliert.
Angesichts dieser unerwartet mutigen und entschlossenen Initiative des Bundesfamilienministeriums stehen viele heute schon Kopf. Bewertet wird diese, als handele es sich um einen echten Kita-Schreck. Das ist ein Eingriff in föderale Hoheiten, nörgeln die einen, nicht machbar, lamentieren die anderen. Nicht machbar? Davon kann keine Rede sein, vorausgesetzt, die Akteure im Bund sind sich bewusst, dass diese gesetzliche Einflussnahme nicht kostenneutral umsetzbar sein wird. Wie es denn auch sei, als KTK-Bundesverband bejahen wir diesen Vorstoß.
"Deutschland braucht bundesweit vergleichbare Qualitätsstandards in der Kindertagesbetreuung."
Anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums hat der KTK-Bundesverband im Juni 2012 unter dem Titel "Zeit und Raum für Kinder" sein Kölner Memorandum veröffentlicht. In dieser Programmatik für die kommenden Jahre unterstreicht der KTK-Bundesverband, dass eine hochwertige Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern eine nationale Aufgabe darstellt, für die unter anderem auch der Bund verantwortlich ist. Gefordert werden im Kölner Memorandum erneut bundesweit vergleichbare fachliche Standards und bessere personelle und strukturelle Rahmenbedingungen für Kindertageseinrichtungen. Diese sollen dazu beitragen, das Recht des Kindes auf eine angemessene Bildung, Erziehung und Betreuung unabhängig von seinem Wohnort sicherzustellen.
Deutschland braucht bundesweit vergleichbare Qualitätsstandards in der Kindertagesbetreuung, anders sind die unterschiedlichen Voraussetzungen in unserem föderalen System wohl kaum in den Griff zu bekommen. Auch nicht von der Hand zu weisen ist, dass die gesellschaftlichen Erwartungen an Kindertageseinrichtungen in den letzten Jahren enorm gestiegen sind und dass diese nicht immer mit den vorhandenen Rahmenbedingungen korrespondieren. Deswegen werden wir als KTK-Bundesverband unser politisches Engagement fortsetzen und die Entwicklung eines Qualitätsgesetzes unterstützen.
Frank Jansen
Geschäftsführer des Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) -
Bundesverband e. V.