Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
die UN-Kinderrechtskonvention macht deutlich, dass Kinder eigenständige Träger von Rechten sind. Ihr Grundrecht auf Partizipation, auf Beteiligung an allen Entscheidungen, die sie selbst betreffen, ist in Artikel 12 der Kinderrechtskonvention festgeschrieben. Doch Partizipation beginnt in den Köpfen der Erwachsenen. Sie kann nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Erziehenden sich mit ihrem Rollenverständnis und ihren pädagogischen Haltungen auseinandersetzen, ihr Handeln immer wieder kritisch hinterfragen und bereit sind, Macht abzugeben. Denn allein durch unser Erwachsensein haben wir einen Machtvorsprung gegenüber Kindern, auch wenn wir wohlmeinend nur das Beste für sie wollen, wie Christa Preissing im Beitrag »Ich weiß schon, was gut für dich ist!« ab Seite 11 eindrücklich darlegt.
Aber nicht nur in der Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern geht es um das Thema Macht. In Kindertageseinrichtungen spielen vielfältige Machtbezüge eine Rolle, etwa zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften, innerhalb des pädagogischen Teams und innerhalb der Kindergruppen. »Entscheidend ist, dass alle Menschen die Position von Macht und Ohnmacht kennen. Während jedoch Ohnmacht oft deutlich spürbar ist, wird die eigene Macht als selbstverständlich erlebt und nicht bewusst wahrgenommen. Doch in der Bewusstwerdung eigener Machtpositionen liegt der Schlüssel zu persönlicher und struktureller Veränderung …«, schreibt unsere Autorin Karin Joggerst auf Seite 16.
Mit diesem Heft wollen wir Sie einladen, Machtfaktoren und -verhältnisse gemeinsam zu beleuchten und einen konstruktiven Umgang mit Macht zu reflektieren.
Ihre
Irene Weber, Chefredakteurin