Standpunkt
Baden-Württemberg allen voran?
Hand in Hand machen es die Schwaben gemeinsam mit den Badenern dem Rest der Republik vor. Vorausgesetzt, die Koalition aus Bündnis 90/Die Grünen und Christdemokraten hält, was sie in ihrem Koalitionsvertrag vom 9. Mai 2016 mit dem Titel »Baden Württemberg gestalten: Verlässlich. Nachhaltig. Innovativ« verspricht. Im Kapitel »Gute Qualität bei der Betreuung« auf Seite 26 dieser politischen Programmatik wird eine landesweite Zertifizierung von guten Kitas angekündigt. Diese soll in einem Modellversuch unter Einbezug der Wissenschaft und Praxis initiiert werden. Dem aber noch nicht genug. Geplant ist dar über hinaus, dass die Vergabe eines Qualitätssiegels mit den Gütesiegeln der freien Träger abgestimmt wird.
Nun haben es Koalitionsverträge manches Mal so an sich, dass viel drin steht, wenig davon aber umgesetzt wird. In diesem Fall wäre das äußerst schade. Denn die vom Land geplante Initiative würde pädagogische Fachkräfte und Kitas darin unterstützen, die Arbeit in den Einrichtungen zu prüfen, weiterzuentwickeln und zu sichern. Qualitätsmanagementkonzepte erfassen alle Ziele, Aufgaben und Organisationsabläufe einer Kita und tragen dazu bei, dass pädagogische Fachkräfte und ihre Träger verlässliche Partner von Familien sind. Partner, die halten, was sie versprechen. Darin liegt der Sinn und Zweck des Qualitätsmanagements. Und wenn dann noch eine Zertifizierung mit der Vergabe eines Qualitätssiegels folgt, dann ist dies ein entscheidender Beitrag dazu, dass das eingeführte Qualitätsmanagementsystem gepflegt wird und allen zeitlichen Ressourcen zum Trotz nicht im Schrank verschwindet. Gleichzeitig ist dies Ausdruck einer hohen Wertschätzung und Anerkennung dessen, was Kitas tagtäglich leisten. So betrachtet entspricht die Ankündigung im Koalitionsvertrag auch dessen Titel, ganz einfach verlässlich, nachhaltig und innovativ. Ein Vorhaben, das eigentlich in jedem Bundesland auf der Tagesordnung stehen sollte und bis heute seinesgleichen sucht.
Mindestens ebenso respektabel und sympathisch ist die Ankündigung, dass die Vergabe eines Qualitätssiegels mit den Gütesiegeln der freien Träger abgestimmt werden soll. Eine Zusage, die nicht nur dem Subsidiaritätsprinzip entspricht, sondern inhaltlich und pragmatisch betrachtet unabdingbar und klug ist. Die Trägerverbände in Baden-Württemberg haben bereits umfangreiche Erfahrungen mit Fragen der Qualitätsentwicklung und -sicherung. Sie verfügen über eigene Qualitätsmanagementhandbücher oder greifen auf bewährte Referenzrahmen ihrer Bundesverbände zurück, die bereits als Grundlage für eine Zertifizierung genutzt werden. Bleibt es dabei und verlaufen die politischen Abstimmungsgespräche zwischen der Landesregierung und den Trägerverbänden konstruktiv und mit Blick auf deren Qualitätsmanagementkonzepte anerkennend, dann kann und muss man ganz einfach gratulieren. Gut gemacht, Baden-Württemberg! So wie man das von einem selbsternannten Musterländle halt auch erwartet …
Frank Jansen
Geschäftsführer des Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) - Bundesverband e. V.