Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
»Partizipation in der Krippe - wie soll das denn gehen? Die Kinder sind doch noch viel zu jung, um ihre Meinung zu äußern und sich an Abstimmungsverfahren zu beteiligen.« Solche Sätze sind häufig zu hören, wenn von Kindern in den ersten drei Lebensjahren die Rede ist.
Aber es geht doch! Wie es geht, zeigt Vanessa Griesling eindrücklich ab Seite 14 mit einem Einblick in den »ganz normalen Alltag« ihrer Krippe. Anhand von Schlüsselsituationen wie Essen, Schlafen und Wickeln veranschaulicht sie, wie Kinder in ihrer Einrichtung von Anfang an ihre Bedarfe kundtun und selbstbestimmt ihren Tag gestalten.
Kornelia Schneider schlägt in ihrem Beitrag ab Seite 8 einen Perspektivwechsel vor. Sie vertritt eine Vorstellung von Partizipation, die in englischsprachigen Veröffentlichungen der Kleinkindforschung vorherrscht: Statt Kinder zu beteiligen ist gefragt, dass pädagogische Fachkräfte Anteil nehmen an den Belangen, Ideen, Vorhaben von Babys und Kleinkindern. Es geht um das Teilen von Macht und um ein responsives Verhalten von uns Erwachsenen. Nur wenn die Kinder Resonanz erfahren, »gehört, gesehen und geachtet werden«, wie sie auf Seite 13 schreibt, »können sie die Erfahrung machen, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die auf gegenseitiger Anteilnahme beruht. Es geht also nicht darum, durch Beteiligungsprojekte Partizipationskompetenzen zu fördern, sondern grundsätzlich zuzulassen und willkommen zu heißen, dass Kinder von früh auf etwas zu sagen haben.«
Denn Kinder verfügen von Anfang an über Kompetenzen und können zum Ausdruck bringen, was sie interessiert, was sie vorhaben, was sie wollen. Wenn sie schon in frühester Kindheit erleben, dass ihre Signale wahrgenommen werden und ihre Gedanken, Bedürfnisse und Interessen Gehör finden, können sie zu eigenständigen, selbstbewussten, demokratiefähigen Erwachsenen werden!
Ihre
Irene Weber, Chefredakteurin