Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
im Jahr 2009 hat sich Deutschland mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention auf ein inklusives Bildungssystem verpflichtet. Durch die Reform des Sozialgesetzbuchs (SGB) VIII im Jahr 2021 wurde der Anspruch auf Inklusion in Kindertageseinrichtungen konkretisiert: Kinder mit Behinderungen und Kinder ohne Behinderungen sollen gemeinsam gefördert werden, und zwar uneingeschränkt (davor galt die Einschränkung: »sofern der Hilfebedarf dies zulässt«). Es geht also darum, sich als Bildungsinstitution für die gleichberechtigte, selbstbestimmte Teilhabe aller Kinder zu öffnen und einzusetzen - unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Lebenslage, ihren Fähigkeiten, Einschränkungen oder Talenten. Jedes Kind hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.
Doch was heißt inklusive Pädagogik in Krippe und Kita konkret? Welche Rolle spielt die Haltung der pädagogischen Fachkräfte? Wie gelingt es, die Stärken aller Kinder zu sehen und jedes Kind in seiner individuellen Entwicklung zu fördern? Wie können Kita-Teams wertschätzend und professionell mit als herausfordernd erlebtem Verhalten von Kindern umgehen? Dies sind nur einige der Fragen, mit denen sich die Autor*innen dieses Hefts auseinandersetzen. Dabei öffnen sie unseren Blick für Stärken und Ressourcen jedes Kindes und zeigen, wie bereichernd Vielfalt in der Kita sein kann.
Dabei wird aber auch deutlich: Inklusion in Kitas erfordert nicht nur eine entsprechende räumliche und materielle Ausstattung, es bedarf auch ausreichender finanzieller und personeller Ressourcen. Die Politik ist gefragt, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und kontinuierlich zu verbessern. Nur dann kann echte Teilhabe und Chancengleichheit für alle Kinder gewährleistet werden!
Ihre
Irene Weber, Chefredakteurin