Standpunkt
Allen Kritikern zum Trotz ...
Für den KTK-Bundesverband waren und sind die Grundsätze des Situationsansatzes immer wichtige Orientierungspunkte - sei es beispielsweise im Rahmen der Projekte unseres Verbands oder sei es bei der Entwicklung des KTK-Gütesiegels und aller Initiativen, die mit Fragen der Bildung in katholischen Kindertageseinrichtungen korrespondieren. Und dies nicht ohne Grund:
Der im Situationsansatz geforderte Bezug zu den sozialen und kulturellen Lebenssituationen der Kinder und ihrer Familien, die Orientierung der pädagogischen Arbeit an bedeutenden Lebenssituationen der Kinder, die Gestaltung einer anregungsreichen Lernkultur, die aktive Mitgestaltung des pädagogischen Alltags durch die Kinder oder auch die zu gestaltende Beziehung zwischen Kindertageseinrichtung und dem Gemeinwesen: All dies sind Beispiele dafür, dass die Bausteine des Situationsansatzes mit den konzeptionellen Grundsätzen des KTK-Bundesverbands übereinstimmen. Im KTK-Gütesiegel sind die Sozialraum- und Lebensweltorientierung von Kindertageseinrichtungen, der Bezug der pädagogischen Arbeit zum Alltag der Kinder, die Umsetzung der Kinderrechte und vieles mehr als konzeptionelle Grundsätze der Arbeit katholischer Kindertageseinrichtungen beschrieben. Damit ist der Situationsansatz ein Handlungskonzept, das dabei hilft, das KTK-Gütesiegel umzusetzen. Aber nicht nur hierbei. Ein Blick in die Bildungspläne der Bundesländer macht deutlich, dass eine enge Verknüpfung mit den Bausteinen des Situationsansatzes hergestellt werden kann.
"Dass das Konzept beliebig und schwer umsetzbar sei, ist schlichtweg Unsinn."
Umso mehr verwundert es, dass gerade jüngere Erzieherinnen häufig noch nie etwas vom Situationsansatz gehört haben. Offensichtlich ist dieses Konzept nicht mehr überall Gegenstand der Ausbildung an Fachschulen. Auch irritiert es, dass der Situationsansatz vielfach mit dem situationsorientierten Arbeiten verwechselt wird. Und dies, obwohl es doch gravierende Unterschiede gibt. Setzt das situationsorientierte Arbeiten am einzelnen Kind an und ist stark entwicklungspsychologisch ausgerichtet, so handelt es sich beim Situationsansatz um ein gruppenpädagogisches Konzept mit einer ausgeprägten Sozialraumorientierung. Und da muss man sich wohl entscheiden.
Ebenso verwundert es, dass nach wie vor Kritiker durch die Lande ziehen, die den Situationsansatz entweder als zu politisch oder als nicht umsetzbar und beliebig bewerten. Die politische Ausrichtung des Situationsansatzes ist nicht von der Hand zu weisen. Und das ist auch gut so. Dass das Konzept beliebig und schwer umsetzbar sei, ist schlichtweg Unsinn. Spätestens seit seiner Weiterentwicklung im Rahmen der Nationalen Qualitätsinitiative ist der Situationsansatz zu einem Handlungskonzept geworden, in dem eindeutige Orientierungs- und Reflexionspunkte gesetzt werden.
40 Jahre Situationsansatz - da kann man nur gratulieren. Und dies verbunden mit dem Wunsch, dass der Situationsansatz künftig in der Ausbildung von Erzieherinnen die Beachtung erfährt, die ihm meines Erachtens auch zusteht.
Frank Jansen
Geschäftsführer des Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) -
Bundesverband e. V.