Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
laut einer Umfrage aus dem Jahr 2012 wünscht sich über ein Drittel der Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren mehr Zeit zum Spielen. Jede Menge Hausaufgaben, Förderprogramme und Kurse machen den Mädchen und Jungen zu schaffen. Sie hetzen vom zusätzlichen Englischkurs zur Geigenstunde, von der Nachhilfe zum Handballtraining und beklagen, dass sie nicht ausreichend Zeit zum Spielen haben. Doch nicht nur Schulkinder stehen zunehmend unter Druck. Auch in Kindertageseinrichtungen passiert es, dass Zeiten für das selbstbestimmte Spiel der Kinder gekürzt werden zugunsten von Bildungsprojekten, Förderprogrammen und Kursangeboten. Kaum sind die Kinder ins Spiel vertieft, schon sollen sie wieder aufräumen, weil das Lernprogramm auf der Tagesordnung steht. Eltern fragen gezielt nach Förderprogrammen und Kursangeboten, weil sie sicher sein wollen, dass ihr Kind in der Kita "etwas lernt". "Was, ihr habt heute nur gespielt?", so ist es oft zu hören. Als Erzieherinnen sehen Sie sich dem wachsenden Druck ausgesetzt, Kinder quasi im Stundentakt "zu bilden".
Mit diesem Heft möchten wir Ihnen den Rücken stärken und Argumentationshilfen für das Gespräch mit Eltern an die Hand geben. Unsere Autoren zeigen, dass spielen, lernen und kindliche Entwicklung untrennbar miteinander verbunden sind. Sie erklären, welche Erfahrungen und Kompetenzen sich Kinder in ihren verschiedenen Spielen aneignen können, welche Voraussetzungen notwendig sind, damit ein erlebnisreiches, erfülltes Spiel entstehen und lebendig bleiben kann, welche Rolle die Erzieherin für das kindliche Spiel hat.
Lassen Sie uns auch im neuen Jahr gemeinsam für ein ganzheitliches Bildungsverständnis und gegen eine Verschulung unserer Kitas eintreten!
Ihre
Irene Weber, Chefredakteurin
Für Anregungen, Lob und Kritik haben wir immer ein offenes Ohr.
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