Standpunkt
In eigener Regie?
Um möglichen Missverständnissen vorzubeugen: Die Heldinnen und Helden in Kindertageseinrichtungen sind die pädagogischen Fachkräfte und deren Träger. Sie sind es, die tagtäglich ein enormes Engagement an den Tag legen, wenn es trotz unzureichender Rahmenbedingungen darum geht, Kindern ein hochwertiges Angebot der Bildung und Erziehung zu bieten. Aus ihrem Unternehmensgeist resultiert das Anliegen, Eltern Angebote zu offerieren, die den familiären Alltag nicht nur entlasten, sondern das Leben von Familien auch bereichern.
So weit, so gut. Um die Arbeit in unseren Kindertageseinrichtungen langfristig auf einem hohen qualitativen Niveau zu halten, sind aber nicht nur bessere Rahmenbedingungen erforderlich. Es bedarf auch verbindlicher Evaluationsverfahren, durch die die jeweiligen Konzepte bestätigt, gleichzeitig aber auch Hinweise auf Verbesserungspotenziale formuliert werden. Denn das wird niemand bestreiten: Es gibt keine Kita, deren Arbeit am Ende nicht noch hervorragender werden kann.
Eigene Gestaltungsspielräume zu haben und weitgehend unter eigener Regie arbeiten zu können, das gehört zu den Vorzügen des Erzieherberufs und macht den Job in einer Kita attraktiv. Damit soll keineswegs Schluss sein. Eigene Entfaltungsmöglichkeiten kommen aber erst dann so richtig zur Geltung, wenn es einen anerkannten Rahmen gibt, an dessen fachlichen Standards man sich messen lassen kann. Und: Pädagogische Fachkräfte und Träger haben ein Recht darauf, dass jemand von außen ihre Arbeit bewertet.
Wie das gehen kann, sehen wir in Berlin. Dort haben sich der Senat und die Träger von Kindertageseinrichtungen darauf verständigt, die Umsetzung des Berliner Bildungsprogramms nicht dem Zufall zu überlassen. Jede Kita ist verpflichtet, sich alle fünf Jahre evaluieren zu lassen. Das Charmante daran: Öffentliche Mittel fließen unabhängig vom Ergebnis. Einzige Voraussetzung ist ein Evaluationsbericht, in dem der pädagogische Reichtum der Kindertageseinrichtung beschrieben wird. Gleichzeitig enthält diese schriftliche Rückmeldung Hausaufgaben, die das Verbesserungspotenzial der Kita aufzeigen. Ein Verfahren, von dem sich andere Bundesländer eine Scheibe abschneiden können. Der KTK-Bundesverband ist vom Berliner Senat als externer Evaluator akkreditiert und prüft auf Wunsch der katholischen Träger ausgewählte Inhalte des KTK-Gütesiegels gleich mit.
"Um die Arbeit in unseren Kindertageseinrichtungen langfristig auf einem hohen qualitativen Niveau zu halten, sind nicht nur bessere Rahmenbedingungen erforderlich.
Wenn katholische Kindertageseinrichtungen sich auf der Grundlage des KTK-Gütesiegel-Bundesrahmenhandbuchs zertifizieren lassen oder künftig die Vergabe des KTK-Qualitätsbriefs als Nachweis für ihre gute Arbeit anstreben, dann kommt dem eine gleiche Bedeutung zu: Es muss unser gesamtverbandliches Interesse sein, dass alle katholischen Kindertageseinrichtungen sich durch eine hervorragende Arbeit auszeichnen. Und dies auch zum Vorteil der Heldinnen und Helden des pädagogischen Alltags, die selbst kein Interesse daran haben, dass die Ergebnisse ihres beruflichen Wirkens nur glücklichen Umständen zu verdanken sind.
Frank Jansen
Geschäftsführer des Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) - Bundesverband e. V.