Standpunkt
Kleine Schritte reichen nicht!
Wir brauchen ein Kita-Netzwerk für mehr Nachhaltigkeit, meint Frank Jansen.
Regierungen können handlungsfähig sein, wenn es darum geht, Krisen durch radikale Maßnahmen in den Griff zu bekommen. Man muss dabei eine Krise nur als Krise ernst nehmen, und das ist im Zuge der Corona-Pandemie ja wohl passiert. Um die Ansteckungsgefahr zu verringern, haben wir auf Urlaube verzichtet, sind nicht mehr um die Welt geflogen, haben unseren Konsum auf das Nötigste reduziert. Und der Nebeneffekt: Der weltweite Corona-Lockdown hatte positive Auswirkungen auf die Umwelt. Das wird aber nicht so bleiben. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Emissionen wieder steigen, sobald wir in den normalen Alltag zurückgekehrt sind. Es sei denn, wir steuern dem entgegen. Mit unseren Kindertageseinrichtungen sind wir hier in besonderer Weise gefragt - pädagogisch und politisch.
Um die ökologischen Herausforderungen in den Griff zu bekommen, ist es wichtig, dass sich Menschen Werthaltungen und Kompetenzen aneignen, die für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Welt unabdingbar sind. Wir brauchen dafür ein Lernverständnis, mit dem es gelingt, radikale Richtungsänderungen herbeizuführen. Ein Lernen, das dazu befähigt, vernunftgeleitet unser Zusammenleben zu gestalten, ohne dabei den eigenen Egoismen zu verfallen. Je früher ein solches Lernen ansetzt, umso sicherer ist, dass wir die Herausforderungen bewältigen. Und wenn es um das richtige Lernen geht, dann bringen wir in Kindertageseinrichtungen die besten Voraussetzungen mit. Es geht um ein Lernen, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern zugleich auch eine Veränderung von Haltungen und Verhaltensweisen herbeiführt. Es geht um ein Lernen, das auf Erfahrungen basiert - um ein ganzheitliches Lernen. Was damit gemeint ist, bringt der Philosoph Karl Jaspers treffend auf den Punkt: »Worte belehren, das Leben bildet.« Nur auf der Grundlage dieses Prinzips werden aus Kindern Persönlichkeiten, die querdenken und die in der Lage sind, ihr Leben verantwortlich zu gestalten. Und dabei kommt uns eines zugute: Es sind die ersten Lebensjahre, in denen Kinder die Voraussetzungen für Empathie, moralisches Handeln und prosoziales Verhalten entwickeln.
Wir können darüber streiten, ob es richtig war, dass Kitas mit den Kindern an Freitags-Demonstrationen teilgenommen haben. Worüber wir nicht streiten können, ist, dass wir den Klimawandel, die zunehmende globale Ungleichheit, den Verlust an biologischer Vielfalt, unseren steigenden Ressourcenverbrauch oder auch die Flucht- und Migrationsbewegungen nicht alleine der Politik überlassen dürfen. Vielmehr müssen wir lautstark für einen umfassenden technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel eintreten, wenn es darum geht, eine Kultur der Nachhaltigkeit zu stärken. Und das am besten in einem Netzwerk mit anderen Kitas zusammen.
2015 veröffentlichte Papst Franziskus die Enzyklika »Laudato si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus«. Darin ruft er zum Kampf gegen den globalen Klimawandel auf. Und er fordert uns dazu auf, »in einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten«. Was liegt da näher als uns als katholische Kitas dem Netzwerk »Kita for Future« anzuschließen, Erfahrungen und Konzepte auszutauschen, gemeinsame Aktionen zu planen? 2021 ist das Thema Nachhaltigkeit ein zentraler Arbeitsschwerpunkt innerhalb des KTKBundesverbands. Lasst uns gemeinsam was draus machen!
Frank Jansen
Geschäftsführer des Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) - Bundesverband e. V.
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@Jansen_KTK
@kitaforfuture