Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
»Kinder stehen im Mittelpunkt unserer pädagogischen Arbeit«: Dieser Satz ist in vielen Kita-Konzeptionen zu lesen. Doch oft ist es im Alltag gar nicht so einfach, diesen Anspruch konsequent umzusetzen. Unsere Autorin Gerlinde Ries-Schemainda geht in ihrem Beitrag ab Seite 16 der Frage nach, was Fachkräfte davon abhält, das Kind mit seiner Individualität ins Zentrum des pädagogischen Handelns zu stellen, und nimmt Hindernisse, Stolpersteine und Lösungen in den Blick.
Was es im Kita-Alltag bedeutet, Kinderperspektiven zu berücksichtigen und wirklich ernst zu nehmen, zeigt Ola Bielesza sehr anschaulich ab Seite 12. Harald Unseld erklärt ab Seite 22 sehr eindrücklich, warum ein kindzentriertes Konzept in der Kita wichtig ist. In seiner Stellungnahme widerspricht er den in jüngster Zeit in der Presse mehrfach geäußerten Behauptungen, die Haltung der Reformpädagogik, strikt »vom Kind aus« zu denken, sei problematisch. Was pädagogische Fachkräfte leisten und was ihre Professionalität ausmacht, legt Rainer Strätz ab Seite 8 dar. Und die Kita-Leiterin Andrea Müller spricht im Interview auf Seite 20/21 über die Herausforderungen in der pädagogischen Arbeit.
Alle Beiträge in dieser Ausgabe sehen Zeit als entscheidenden Faktor, um ein professionelles, kindorientiertes pädagogisches Handeln in Kitas umsetzen zu können. Harald Unseld bringt es so auf den Punkt: »Sich auf einzelne Kinder, ihre Fragen und Lernwege einzulassen, braucht Zeit. Zeit, die in vielen Kitas aufgrund fehlender Fachkräfte Mangelware ist.« Der Fokus müsse auf der Frage liegen, »wie Kitas in der Umsetzung dieser pädagogischen Ansätze unterstützt werden können. Die wahre Herausforderung liegt nicht in der Rückkehr zur Vorschule und zu Förderansätzen, sondern in der Gestaltung von Bedingungen, die allen Kindern (…) eine möglichst optimale individuelle Entwicklung ermöglichen.«
Ihre Irene Weber, Chefredakteurin