Standpunkt
Himmlische Zustände …
In katholischen Kitas arbeiten nicht nur katholische Fachkräfte - eine riesige Chance, meint Frank Jansen.
Kirche ist nicht für sich selbst da. Kirche ist auch nicht unveränderlich. Kirche ist für uns immer Kirche in der Welt und in der Zeit. Eine Kirche, die ihren Sendungsauftrag erfüllt, tritt für eine bessere, das heißt für eine gerechtere Welt ein. Durch diesen Auftrag gestaltet sie Gesellschaft. Was heißt das für katholische Kindertageseinrichtungen?
Den katholischen Kindergarten als stabilisierendes Element des katholischen Milieus zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben wir Gott sei Dank überwunden. Und damit auch jene Vorstellung vom Kindergarten, in dem sich ausschließlich Katholiken begegnen. Heute muss sich Kirche daran messen, ob es ihr gelingt, Menschen, die bedürftig und ausgegrenzt sind, Zugänge zu öffnen. Wo andere spalten und Menschen aussortieren, tritt Kirche der Ausgrenzung entgegen. Sie ist auf diese Weise für alle Menschen da, unabhängig von deren religiösem Hintergrund.
In katholischen Kindertageseinrichtungen wird dieses Bild von Kirche dadurch sichtbar, dass sie offen für alle Menschen sind. Dabei ist Zusammenleben der Menschen in unseren Kindertageseinrichtungen so konzipiert, dass die religiöse und kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft nicht nur wahrgenommen, sondern gewollt, respektiert und gelebt wird. In unseren Einrichtungen lernen Kinder, religiöse und kulturelle Unterschiede wahrzunehmen und diese wertzuschätzen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft, die von den Paradigmen der Individualisierung und der Pluralisierung geprägt ist. Eine Gesellschaft, die Menschen braucht, die anderen Lebensweisen, Kulturen und Religionen respektvoll begegnen können, um auch damit den Sendungsauftrag der Kirche zu erfüllen.
Es kann uns heute nicht mehr gelingen, diesen Respekt Menschen gegenüber glaubwürdig zu unterstreichen, wenn wir weiterhin durch arbeitsrechtliche Hürden verhindern, dass nicht-katholische Fachkräfte bei uns mitarbeiten. Wir können Familien und Kindern gegenüber nicht betonen, dass wir sie respektieren und uns für ihre Gleichberechtigung einsetzen, wenn wir gleichzeitig nicht in der Lage sind, diese in unsere Teams aufzunehmen. Erst eine Kirche, die nicht ausgrenzt, die auch Menschen anderen Glaubens oder konfessionsfreien Menschen ermöglicht, sich im Sinne des Sendungsauftrags einzusetzen, wird in einer weltanschaulich und religiös pluralen Gesellschaft in ihrem Wesen sichtbar und glaubwürdig.
Zweifelsohne brauchen wir dabei überzeugende religionspädagogische Konzepte, Methoden einer systematischen Teamentwicklung sowie eine sensible pastorale Begleitung, damit Teams unterschiedlicher Konfessionen und Religionen eine katholische Kindertageseinrichtung als Teil der Kirche erfahrbar machen. Solche Ansätze gibt es in einigen Diözesen längst - so wie es auch Mitarbeitende in katholischen Kindertageseinrichtungen gibt, die keiner christlichen Religion angehören. Muslimische Fachkräfte beispielsweise oder solche ohne Religionszugehörigkeit. Und darin liegt eine riesige Chance, gerade auch für das Profil katholischer Kindertageseinrichtungen.
Frank Jansen
Geschäftsführer des Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) - Bundesverband e. V.
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