Standpunkt
Schlechte Atelier-Arbeit …
… bescheinigt Frank Jansen der politischen Bühne angesichts der Tatsache, dass die Fachkräfteoffensive eingefroren wird.
Ateliers sind Werkstätten, das heißt Arbeitsplätze für Kreative. Ganz entscheidend kommt es darauf an, dass die Belichtung stimmt und dass ein gleichmäßiger Lichteinfall gewährleistet ist. Deswegen werden, so zumindest steht es auf Wikipedia, bevorzugt nach Norden ausgerichtete Dachateliers genutzt.
Die Verantwortlichen im Bundesfamilienministerium müssen sich entweder bei der Wahl der Himmelsrichtung oder bei der Wahl des Stockwerks vertan haben, als sie das Bundesprogramm »Fachkräfteoffensive Erzieherinnen und Erzieher« geplant und lautstark angekündigt haben. »Gut ausgebildete und ebenso motivierte Fachkräfte in ausreichend hoher Zahl sind das A und O für eine gute Kinderbetreuung. Deshalb unterstützt das Bundesfamilienministerium zusätzlich zum Gute-KiTa-Gesetz mit dem Bundesprogramm ›Fachkräfteoffensive Erzieherinnen und Erzieher‹ die Länder dabei, mehr Nachwuchskräfte für die frühkindliche Bildung zu gewinnen.« So steht es in der Pressemeldung des Ministeriums vom 9. Mai 2019. Unterlegt wird die Fachkräfteoffensive publikumswirksam mit Hinweisen darauf, dass 97 Prozent der Bevölkerung es für die Zukunft Deutschlands als wichtig ansehen, ausreichend Fachkräfte in den Erzieherberufen zu haben, und dass 83 Prozent der Bevölkerung es als falsch einschätzen, dass es keine Ausbildungsvergütung für den Beruf der Erzieherin/des Erziehers gibt. Bereits 2018 kündigte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey dafür 300 Millionen Euro Fördergelder an. Mit diesen Mittel sollten in zwei Jahrgängen unter anderem 5000 Plätze für eine vergütete Ausbildung finanziert werden. Angesichts des prognostizierten Fachkräftebedarfs eine gute und unverzichtbare Entscheidung, die da in der ministerialen Politikwerkstatt getroffen wurde und die wir auch angesichts eher vorsichtiger Prognosen dringend brauchen. Dem Ministerium zufolge müssen wir bis 2025 mit einer Personallücke von 191 000 Erzieherinnen und Erziehern in der Kindertagesbetreuung rechnen. Inwieweit hierbei der zusätzliche Bedarf an Fachkräften für die Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern berücksichtigt ist, bleibt unklar.
Nun scheint es aber so, dass von den 5000 anvisierten Ausbildungsplätzen nur 2500 übrig bleiben, und zwar nur die für den Ausbildungsdurchgang 2019/2020. Von einem zweiten Ausbildungsjahrgang ist schon gar nicht mehr die Rede. Aktuell ist auf der Internetseite des Ministeriums zu lesen, dass die Bundesregierung bis einschließlich 2021 insgesamt 160 Millionen Euro eingeplant habe. Damit würden 2500 vergütete Ausbildungsplätze im Ausbildungsjahrgang 2019/2020 gefördert. Weitere Mittel für die Finanzierung eines weiteren Jahrgangs stünden nicht zur Verfügung. Es sei nun Aufgabe der Länder, das beispielhafte Modell des Bundes fortzuführen und die hierfür erforderlichen Mittel aufzubringen.
Einfach unbegreiflich, diese Entscheidung. Die Verantwortung für ausreichend Fachkräfte nun auf die Länder abzuschieben, ist gelinde gesagt verantwortungslos, ignorant und unglaubwürdig. Es gehört ja mittlerweile zum »guten Stil« des Hauses, publikumswirksam Gesetze und sonstige politische Entscheidungen anzukündigen. So beispielsweise auch, dass die bis 2022 befristeten Bundesmittel für die Umsetzung des Gute-KiTa-Gesetzes auch darüber hinaus fließen werden. Wir sind gespannt, liebe Frau Bundesministerin, was denn daraus nun wird.
Frank Jansen
Geschäftsführer des Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) - Bundesverband e. V.
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