Standpunkt
Essen für die Zukunft
Frank Jansen hebt die Bedeutung nachhaltiger Ernährung in Kindertageseinrichtungen hervor.
Klimawandel, globale Ungleichheiten, Verlust der biologischen Vielfalt, ein nicht zu verantwortender Verbrauch natürlicher Ressourcen: Die Bewältigung dieser Herausforderungen ist unumgänglich und erfordert in allen gesellschaftlichen Bereichen eine tiefgreifende Kultur der Nachhaltigkeit, auch in unseren Kitas. Zu einer tiefgreifenden Kultur der Nachhaltigkeit gehört, dass sich Menschen Werthaltungen und Kompetenzen aneignen, die für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Welt unabdingbar sind. Wir brauchen dafür ein Lernverständnis, mit dem es gelingt, radikale Richtungsänderungen herbeizuführen. Ein Lernen, das dazu befähigt, vernunftgeleitet unser Zusammenleben zu gestalten, ohne dabei den eigenen Egoismen zu verfallen. Und wenn es um das richtige Lernen geht, dann bringen wir in Kitas die besten Voraussetzungen mit.
Zu den zentralen ökologischen Herausforderungen unserer Gesellschaft gehört zweifelsohne eine nachhaltige Ernährung. Kitas rücken hierbei in besonderer Weise in den Mittelpunkt, da die Mehrzahl der Kinder in unseren Einrichtungen verpflegt wird. Damit tragen wir eine große Verantwortung dafür, die Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Welt zu schaffen. Sind wir aber überhaupt in der Lage, eine nachhaltige Ernährung sicherzustellen? Stimmen die Voraussetzungen, wenn es darum geht, dass pädagogische Fachkräfte in Kitas in dieser Frage überhaupt vernunftgeleitet arbeiten können? Gegenwärtig wohl noch nicht.
Sich nachhaltig ernähren bedeutet, Nahrungsmittel nicht einfach zu konsumieren, sondern zu genießen. In der Mehrheit der Kitas sieht es wohl so aus, dass Nahrungsmittel nicht frisch eingekauft und verarbeitet werden können. Kann man unter dieser Voraussetzung tatsächlich von Genuss sprechen? Sich nachhaltig ernähren bedeutet auch, nur qualitativ hochwertige, fair und transparent gehandelte sowie unter ethisch vertretbaren Bedingungen hergestellte Lebensmittel zu verwenden. Eine nachhaltige Ernährung setzt voraus, dass Slow Food zum essenziellen Bestandteil unserer Nahrungsaufnahme wird. Woher kommt die Nahrung, wer hat sie hergestellt und wie wird sie produziert? Regionale und saisonale Erzeugnisse sind nun einmal eine wichtige Voraussetzung dafür, Nahrungsmittel nachhaltig genießen zu können.
Wenn wir es ernst damit meinen, die ökologischen Herausforderungen bewältigen und eine Kultur der Nachhaltigkeit in allen gesellschaftlichen Bereichen etablieren zu wollen, dann dürfen wir Kindertageseinrichtungen nicht vergessen. Hier setzt Bildung für nachhaltige Entwicklung an und die gibt es nicht zum Nulltarif, schon gar nicht eine nachhaltige Ernährung. Die Verpflegung der Kinder in unseren Kitas ist eine Bildungssituation, und diese muss als solche ernst genommen werden. Es braucht die Voraussetzungen dafür, dass Lebensmittel gemeinsam mit den Kindern frisch eingekauft und verarbeitet werden können. Dazu benötigen wir anerkannte Köchinnen und Köche, die für eine nachhaltige Ernährung sorgen, in deren Genuss alle Kinder kommen - unabhängig vom finanziellen Status ihrer Eltern. Das können wir uns nicht leisten? Doch, können wir. Es braucht dazu nur den politischen Willen. Die Überzeugung, dass wir künftig nachhaltiger leben müssen, ist schon da.
Frank Jansen
Geschäftsführer des Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) - Bundesverband e. V.
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